Literatur aus Wissenschaft und Technik

                      Das französische Paradoxon und der Rotwein

 

Herz- und Kreislauferkrankungen sind bei den Bürgern der „Grande Nation“ wesentlich niedriger als bei Briten und Deutschen, obgleich der Fettkonsum nach Qualität und Quantität vergleichbar ist. Bei einer Untersuchung der pharmakologischen Wirkung verschiedener Weinarten auf den Kreislauf haben britische Forscher der Queen Mary University in London jetzt eine Erklärung dafür gefunden, warum Franzosen weniger an Herz- und Kreislauferkrankungen leiden, als ihre deutschen Nachbarn und die Briten. Die Vorliebe der Franzosen für den Rotwein scheint sie vor der Arterienverkalkung zu schützen, was weder vom Bier noch vom Whisky zu erwarten ist.

 

Der Hintergrund dazu ist die gefäßschützende Wirkung der Polyphenole, die aus der Schale der roten Weinbeeren in den Rotwein gelangen und so bei mäßigem Genuss über den Blutkreislauf die Gefäßendothelzellen (Innenauskleidung der Blutgefäße) vor Ablagerungen schützen. Genau genommen ist es die bremsende Wirkung des Rotweins auf die Produktion von Endothelin-1, einem Eiweißmolekül, das mitverantwortlich für die Arterien-verkalkung ist. Durch solche Verkalkungen werden die Blutgefäße enger, die Elastizität verringert sich und die gefürchteten Herz- und Kreislauferkrankungen (Bluthochdruck, Angina pectoris, Herzinfarkt und/oder Schlaganfall) nehmen ihren Lauf. Besonders gefährdet, durch diese Herz-Kreislauferkrankungen zu Schaden zu kommen, sind starke Raucher und Diabetiker. Übergewicht, Bewegungs-mangel, falsche Ernährung und Stress beschleunigen die Ausbildung der genannten Leiden mit ihren verheerenden Auswirkungen auf die körperliche Leistungsfähigkeit.

 

Der tägliche Genuss von ein bis zwei Glas Rotwein soll die optimale Dosis für den größtmöglichen Effekt auf die Gesundheit haben, wobei die Sorte Cabernet-Sauvignon besonders taugt. Die Empfehlung „viel hilft viel“ kommt hier leider nicht zum Zuge, weil in diesem Falle die Erkenntnis des Hippokrates, die lateinisch wiedergegeben lautet: „sola dosis facit venenum“ (Gift ist alles, allein auf die Dosis kommt es an) dominiert. Die französischen Winzer werben schon lange mit der positiven Wirkung des Rotweins auf Herz und Kreislauf, wie auch Wilhelm Busch vor hundert Jahre wohl schon wusste, was gut und Gesund ist;

 

 
   
  GÖRLACH, A. (2002): BTB-Informationsblatt 141, 15  
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                            Klon aus Klon, Dolly und mehr

 

Amerikanischen und japanischen Biotechnologen ist es gelungen, ein Klonkalb erneut zu klonen. Mit diesem Experiment soll der genetisch programmierte Alterungsprozeß untersucht werden. Es wird nämlich angenommen, daß Klone, die nach Kerntransfer aus Körperzellen entstanden sind, schneller alt werden oder im Durchschnitt weniger lange leben als ihre Artgenossen, die durch Befruchtung entstehen. Die Annahme stützt sich auf Untersuchungen, die zeigen, daß Körperzellen trotz Teilung und Vermehrung einem genetisch programmierten Alterungsprozess unterliegen, der mit dem Tod des Individuums seinen Abschluß findet.

 

Bestätigt hat sich die Annahme des schnelleren Alterns allerdings noch nicht. Denn zumindest bei dem weltbekannten Klonschaf Dolly, das aus der Kernübertragung einer Körperzelle in eine entkernte Eizelle und Transfer auf ein Empfängerschaf entstanden ist, zeigen sich nach über drei Jahren noch keine Alterserscheinungen (gewöhnliche Schafe werden im Durchschnitt 6 Jahre alt). Der unterstellte genetisch gesteuerte Alterungsprozess, der zum Zeitpunkt des Kerntransfers im Zellkern manifestiert war, ist bei Dollys Embryonalentwicklung möglicherweise durch Rück-programmierung gelöscht worden. Weitere Erkenntnisse hierzu lassen sich vielleicht in absehbarer Zeit auch aus einem Klonexperiment ableiten, bei dem japanische und US-amerikanische Biotechnologen sechs Klonkälber, die inzwischen gut ein Jahr alt sind, aus Ohrzellen eines 17 Jahre alten Bullen produziert haben. Die Zellen waren zuvor über mehrere Monate im Labor in 15 Reproduktionszyklen kultiviert und zwischendurch tiefgefrier-konserviert worden.

 

Es sieht ganz danach aus, als sei ein weiteres Pussel im Biomechanismus gefunden, der das Altern bewirkt, und daß letztlich dieser Mechanismus komplett erforscht und beeinflußt werden kann, ist anzunehmen. - Die Bemerkung des römischen Dichters Ovid von der alles verschlingenden Zeit (tempus eclase rerum) wird dadurch sicherlich nicht in Frage gestellt und der uralte Menschheitstraum vom ewigen Leben wird auch nicht wahrscheinlicher. Was bleibt ist zumindest die Hoffnung den Prozeß des Alterns zu verlangsamen.


 
GÖRLACH, A. (2000): BTB-Informationsblatt 134, 9
 
 
                     

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       Britische Regierung erwägt, das Klonen humaner embryonaler
                  Stammzellen für therapeutische Zwecke zu erlauben

 

Nach Verlautbarungen aus der Presse erwägt die britische Regierung, das Klonen humaner embryonaler Stammzellen für therapeutische Zwecke zu erlauben. Dagegen soll das Klonen für die Fortpflanzung menschlicher Embryonen auch weiterhin verboten bleiben. Die Mehrheit des EU-Konvents zur Erarbeitung einer EU-Grundrechtskarta ist der gleichen Auffassung, so daß die Klonierung humaner Embryonen für die Fortpflanzung generell verboten, für therapeutische Zwecke jedoch erlaubt werden soll. In Deutschland sind dagegen Stimmen laut geworden, die fordern, daß das deutsche Embryonen-schutzgesetz nicht geändert und damit Untersuchungen mit und an Humanembryonen verboten sind und bleiben.

 

Was hat es mit dem therapeutischen Klonen humaner Embryonalzellen auf sich? Als erstes geht es darum, bei therapeutischen Eingriffen an erkrankten Menschen Antigen-Antikörperreaktionen und anapylaktischen Schock durch die zum Einsatz kommenden Substrate biologischer Herkunft zu vermeiden, Abstoßungsreaktionen nach Zell- und Organtransplantationen zu verhindern und Gendefekte zu kompensieren. Der biotechnische Weg zu den vielen unterschiedlichen Anwendungen ist folgender: Von einem Embryo werden wenige Tage nach der Befruchtung einige der noch völlig undifferenzierten Zellen (Blastomeren) entnommen und als embryonale Stammzellen in einer Nährlösung bebrütet, der Zellkern der embryonalen Stammzelle wird entfernt und durch einen Zellkern ersetzt, der aus einer Körperzelle eines bestimmten Patienten stammt. Nach erfolgtem Kerntransfer werden die mit dem genetischen Programm des betreffenden Patienten ausgestatteten embryonalen Zellen in Nährlösungen und Brutschrankatmosphäre kultiviert und vermehrt. Je nach spezifischer Zielsetzung entstehen dann Zellkolonien  (Bauchspeicheldrüse, Haut), Organe (Herz, Leber, Niere), verschiedene Blutkörperchen oder Spezialzellen für Transplantationen zur Therapie der Parkinsonschen- oder Alzheimer-Krankheit und vieles mehr.

 

Das Potential dieser biotechnischen Strategien und die daraus folgenden Therapiemöglichkeiten überwiegen bei weitem alle Erwägungen der mißbräuchlichen Anwendung und sollten deshalb nicht einfach nur als bedenklich abgelehnt werden. Die Briten haben anscheinend einmal mehr und wie schon öfter in der Vergangenheit vor anderen erkannt, daß der Fortschritt seinen Preis für seinen Nutzen hat. Denn nicht zuletzt sind sie seit einem halben Jahrhundert die Vorreiter auf dem Biotechniksektor mit maßgeblichen Beiträgen in der Spermakonservierung, haben weltweit als erste folgendes hervorgebracht: ersten Embryotransfer beim Rind 1942; Luise Braun, erstes Retortenbaby 1975 (nach In-vitro-Befruchtung); Frosti, erstes ET-Kalb  nach Embryotiefgefrierkonservierung; erste identische Rinderzwillinge; erste identische Vierlinge beim Schaf; Dolly, erstes Klonschaf. Die Techniken haben dann immer eine schnelle weltweite Verbreitung erfahren. Auch die Deutschen haben in gebührendem Abstand nachgemacht, was möglich war (Embryotransfer mit Tiefgefrierkonservierung, identische Zwillinge, Chimären, Klonkälber, Retortenbabys usw.). Und auch in diesem Fall drohen sie einmal mehr zum eigenen Schaden den Ereignissen hinterherzulaufen.

Anmerkung eines Witzboldes: Als die ersten Menschen anfingen auf zwei Beinen zu gehen, war es ein Deutscher, der warnend darauf verwies, daß man dabei stürzen könne.


GÖRLACH, A. (       ): BTB-Informationsblatt,
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Zusammenhang zwischen BSE und Creuzfeld-Jakob-    Krankheit  weiter erhärtet

 

Die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE), in den Medien oft auch als Rinderwahnsinn bezeichnet, wird schon länger mit der Creuzfeld-Jakob-Krankheit (CJK) in Zusammenhang gebracht. Entsprechend einem Bericht des britischen BSE-Untersuchungsausschusses sind inzwischen nachweislich 48 Menschen der sogenannten neuen Variante der Creuzfeld-Jakob-Krankheit zum Opfer gefallen. Zwischenzeitlich haben auch US-amerikanische Forscher bestätigt, daß nach neueren Erkenntnissen klare Zusammenhänge zwischen beiden Erkrankungen bestehen. In einer Stellungnahme zum Bericht des BSE-Untersuchungsausschusses  heißt es, daß die Folgen der Tierseuche BSE für den Menschen auch weiterhin nicht absehbar sind.

 

Beide Krankheiten, BSE und CJK, werden durch Prionen (Eiweißketten) verursacht und führen beim Menschen zu einer über Jahre schleichenden Hirnschädigung (Inkubationszeit etwa 20 Jahre), die mit Gedächtnis-, Schlaf- und/oder Bewegungs-störungen einhergeht, zur Orientierungslosigheit führt und mit dem Tode endet. Die krankmachende Wirkung entsteht durch einen katalytischen Effekt, bei dem das von außen kommende anormale (krankmachende) Prionprotein das normale vom Organismus gebildete Prionprotein in ein anormales umwandelt.

GÖRLACH, A. (2000): BTB-Informationsblatt 134, 10

 
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