Leseprobe

                
                
               

3. Kapitel

Mein korrigierter Schulabschluss und Fachschulbesuch

 

Durch die zwei neuen Laborantinnen, Inge und Ilona, erfuhr ich viel über das Studium an der Fachschule für Landwirtschaft und Gartenbau in Dresden Pillnitz und das spannende Studentenleben an der Schule. Deshalb reifte in mir der Entschluss, zunächst Fachschüler zu werden. Ich besorgte mir die Anforderungen für die Zulassung zu diesem Studium, die unglücklicherweise an den verschiedenen Fachschulen der DDR gleichlautend waren und die ich nicht erfüllte. Denn für die Zulassung waren das Abschlusszeugnis der Volksschule und der Facharbeiterbrief über eine abgeschlossene landwirtschaftliche Lehre die Voraussetzung. Dazu musste vor Studienbeginn noch eine schriftliche und mündliche Aufnahmeprüfung bestanden werden.


Mein Zeugnis als Besamungstechniker wurde weder als Ersatz für einen Facharbeiterbrief akzeptiert noch meine Tätigkeit als Beruf anerkannt. Denn Besamungstechniker war damals so wenig ein abgeschlossener und anerkannter Ausbildungsberuf wie zum Beispiel LKW-Fahrer. Dennoch bewarb ich mich an verschiedenen Fachschulen, schrieb meinen Lebenslauf in Schönschrift und reichte das Besamungszeugnis ein, während ich das fehlende Abschlusszeugnis der Volksschule als verloren gegangen erklärte.

In allen Antworten auf meine Bewerbungen wurde darauf verwiesen, dass ich vor Studienbeginn den Nachweis zu einer abgeschlossenen landwirtschaftlichen Lehre erbringen müsste. Doch unerwartet erhielt ich von der Landwirtschaftlichen Fachschule in Mühlhausen eine Einladung zur Aufnahmeprüfung, die ich aber nicht bestand. Nicht genug damit, zu diesem Fehlschlag kam noch die Blamage, dass meine Dienststelle von der Fachschule die Empfehlung erhielt, mich besser in der Praxis zu belassen als zum Fachschulstudium zu delegieren.

Weil bis dahin niemand von meinen verborgenen Aktivitäten wusste,  war es für mich besonders unangenehm, dass nun alles ruchbar geworden war. Ich hätte nämlich meine Dienststelle im Voraus informieren müssen, weil man in der DDR für ein Studium vom Betrieb, der Partei oder einer anderen offiziellen Organisation zu solchen Exkursen delegiert wurde bzw. werden musste. Da mir aber von Seiten meiner Vorgesetzten keinerlei Maßregelung und auch keine Disziplinarmaßnahmen zuteil wurden, blieb mir nur ein mit der Zeit schwächer werdendes Unbehagen, so dass ich bald wieder anfing, im Verborgenen weiterzumachen.